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Deutsches Bienenmuseum Weimar

Die Geschichte der Bienenhaltung in Thüringen

Der Raum in und um Thüringen besaß aufgrund des Klimas schon immer eine gute Vegetation. Speziell das Klima und die Vegetation waren vor Tausenden von Jahren überlebenswichtig für die ersten Menschen. So ist es wohl kein Wunder, wenn die Menschen sich sehr früh in diesem Gebiet niederließen. Ein weiterer Grund sind wahrscheinlich auch die warmen Quellen bei Weimar. Diese Quellen froren im Winter nicht zu und machten somit das Leben hier möglich. So war damals die Gegend des heutigen Weimars schnell besiedelt. Und wo Menschen sich niederlassen, kommen sie mit Tieren in Berührung und lernen den Umgang mit ihnen.

Da Thüringen früher ein Teil eines riesigen Waldgebietes, welches von Main bis zur Unstrut reichte, war, gab es hier Bienen, die bereits 2000mal länger auf der Erde lebten als die Menschen. Sie hatten sich aufgrund der Trachtverhältnisse des Thüringer Waldes hier angesiedelt. Durch das rauhe Waldklima entstand eine wetterharte Biene, die zur Erhaltung einer vielfältigen Pflanzenwelt beitrug. Leider gibt es keine Beweisstücke oder Funde, so daß niemand sagen kann wann, wo und wie spezialisiert die erste Bienenhaltung vorkam. Aufgrund der guten Bienenweiden und der in Thüringen angebauten Futterpflanze Esparsette entwickelte sich die Bienenhaltung sehr gut. Im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich auch hier territorial unterschiedliche Imkereiformen heraus. Da gibt es speziell die Imkerei in der Thüringer Walze - eine regionale Besonderheit. Die Thüringer Walze wird ähnlich der Nilröhre von beiden Seiten beimkert. Von der Bauweise her ist sie der Nilröhre sehr ähnlich. Aufgrund der guten Trachtenverhältnisse hat sie einen sehr großen Durchmesser und somit viel Platz für Honig. Die Walzen lagen meist gestapelt in einem Walzenstand, der zum Schutz vor Wind und Wetter ein Dach hatte. So konnte der Imker selbst bei schlechtem Wetter seine Bienen betreuen. Aus dem Walzenstand entwickelte sich im Laufe der Jahre das für Thüringen typische Bienenhaus.

Von einer blühenden Imkerei konnte man aber erst ab der Einführung des Christentums sprechen. Zur Beleuchtung der Klöster und Kirchen waren Unmengen an Wachskerzen nötig. Anfangs wurde das dafür gebrauchte Wachs noch von Klosterbienen geliefert, später durch Bewohner der Umgebung, die durch Unterweisung der Mönche die Bienenzucht erlernten. Daraus entstand die Verpflichtung, neben wirtschaftlichen Produkten auch noch Wachs und Honig zu entrichten. Wie überall erlebte die Bienenzucht in Thüringen erst im 12. und 13. Jahrhundert ihre Blütezeit. Da war die Zeit der Zeidler. Neben den Klöstern nahmen nun auch die Landesherren Anspruch auf die Abgabepflicht. Am Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts ist ein Niedergang der Bienenhaltung zu verzeichnen. Das Sterben großer Waldgebiete, der starke Rückgang des Wachsbedarfs nach der Reformation durch Auflösung der Klöster und damit des Honig-, Wachs- und Bienenzinses sind ebenso Gründe dafür wie der Import von Honig, Wachs und Rohrzucker aus Übersee. Aus der weitverbreiteten Waldbienenzucht entwickelte sich die Hausbienenzucht in Klotzbeuten, Strohkörben und -walzen, wie man sie im Deutschen Bienenmuseum in Weimar heute betrachten kann.

Vor 150 Jahren brach eine neue Zeit der Thüringer Bienenzucht an. Das Wissen über die Bienen, das sich bis jetzt kaum verändert hatte, wurde durch Thüringens große Imker enorm erweitert. Dr. Dzierzon, von Berlepsch, Ferdinand Gerstung und viele andere zogen mit ihren Forschungen die Aufmerksamkeit der ganzen Imkerwelt auf Thüringen. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wußte man nichts über das Zusammenleben, die Bruteigenschaften oder über die Fortpflanzung der Bienen. Nun waren durch verschiedene Neuerungen wie das Rähmchen von Berlepsch bessere Untersuchungen am Bienenvolk möglich. Die Imkerei blühte zum zweiten Mal auf. Vereine wurden gegründet und verschiedene Bienenzeitungen kamen auf den Markt. So wurde 1837 der Bienenzuchtverein Weimar gegründet, der somit ältester Bienenzuchtverein Deutschlands ist. Im Jahre 1891 startete die "Allgemeine Deutsche Bienenzeitung", die Gerstung genau wie kurz darauf von ihm gegründete und später vielbeachtete Zeitschrift "Deutsche Bienenzucht in Theorie und Praxis" 32 Jahre lang leitete.

Leider gab es gegen Ende des 18. Jahrhunderts einen Rückgang der Imkerei. Früher hatte jeder Bauer noch seinen Korb oder kleinen Bienenstand am Hof. Die Waben wurden nach dem Winter ausgeschnitten, verkauft oder selbst verbraucht. Der Bauer hatte also wenig zu tun und konnte sich nebenbei Geld verdienen. Und zur Stabilimkerei brauchte er wenig Werkzeug und kaum Zeit. Das änderte sich mit der Mobilimkerei. Um diese zu betreiben, brauchte man spezielle Geräte und auch viel Zeit, um sich um die Bienenvölker zu kümmern. So lohnte sich diese neue Imkerei nicht mehr für die einzelnen Bauern.

1902 fand vom 25. bis zum 29. Juli in Weimar der "Erste Deutsche Imkertag" statt. Bereits hier wurde es in Betracht gezogen, einen Imkerbund zu gründen und ein Bienenmuseum zu eröffnen. 1907 wurde der Deutsche Imkerbund in Frankfurt am Main gegründet. 140.000 Imker waren in ihm verein. Ebenfalls 1907 wurde das Deutsche Bienenmuseum von Ferdinand Gerstung in Weimar gegründet. Eine von ihm zusammengetragene Sammlung von Figurenbeuten bildeten die Grundlage dafür. Ab 1910 wurde das Bienenmuseum vom Deutschen Imkerbund als Reichsbienenmuseum betrieben.

Stark beeinflußt wurde die Imkerei in Deutschland durch die Weltkriege. Im Jahre 1913 gab es in Deutschland ca. 2.300.000 Bienenvölker. Elf Jahre nach Kriegsende waren es noch ganze 1.723.000 Völker, davon 46.953 in Thüringen. In den 20er Jahren setzte ein starker Rückgang der Imkerei auf dem Lande ein. Die Menschen zogen stärker in die Städte und verließen ihre Höfe und Tiere. Die Zahl der Mitglieder im Deutschen Imkerbund sank in den Jahren 1922 bis 1925 von 238.466 auf 105.000 herab. Von seiner Leitung wurde der Deutsche Imkerbund straffer organisiert. 1926 wurde im Rahmen des Imkerbundes ein Forschungsausschuß gegründet und 1927 vom Bundesvorstand ein eigenes Nachrichtenblatt herausgegeben. Durch die Weltwirtschaftskrise nahm die Mitgliederzahl wieder zu. Viele der vom Lande stammenden Menschen zogen aufgrund von Arbeitslosigkeit wieder zurück aufs Land. Meist wendeten sie sich dort der Kleintierzucht zu, da diese platz- und geldsparend war und in dieser schweren Zeit bei der Versorgung der Familie half. Der Deutsche Imkerbund wurde 1933 in den Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter eingeordnet. Durch eine strengere Organisation wurde die Reichsfachgruppe Imker den Zielen der nationalsozialistischen "Erzeugungsschlacht" untergeordnet. Aber leider erfolgte die Förderung auf Kosten der von Nazideutschland okkuoierten Länder. In Polen z.B. wurden tausende Bienenvölker verbrannt unter dem Vorwand, Faulbrutherde zu bekämpfen. Die schamlose Ausnutzung der Bienenwirtschaft hatte zur Folge, daß es statt 1938 457.600 Völkern 1950 nur noch 434.900 waren. Diese Zahlen gelten nur für das Gebiet der ehemaligen DDR, wobei seit 1945 ein leichtes Wachtum der Zahlen zu bemerken ist. Auf einer Versammlung vom 13. bis 15. August 1949 wurden der Deutsche Imkerbund (Ost) und der Deutsche Imkerbund (West) gegründet. Vom 5. bis 7. Oktober 1990 vereinten sich die ost- und westdeutschen Verbände zum Deutschen Imkerbund e.V.

Deutsches Bienenmuseum Weimar